Ein anderer Einsteig ins Thema als sonst ist nötig. Kein Museum, präsentiert auf Flyern, Broschüren, Webseite und Social Media erwartet uns in Lärz.
Eigentlich auch kein "echtes" Museum, denn mehr eine private Sammlung. Es ist hier nicht die Rede vom Museum Rechlin, das gerade mit viel Input aufgepäppelt wird.
Nein, neben dem Müritzflugplatz Rechlin-Lärz findet sich in einem alten Staffelgebäude ein privates Luftfahrtmuseum.
Wir waren 2004 schon mal dort.
Im Gegensatz zum ersten Besuch konnte der Innenbereich dieses Mal besucht werden. Einfach war aber nicht, denn das Haus ist bewohnt und die Familie war nicht besonders glücklich über "fragende Besucher".
Eigentlich ist das ziemlich untertrieben, denn es kostete einiges an Überzeugungskraft, den Inhaber der Sammlung zur "Führung" zu bewegen. Diese Führung ist nötig, denn die Sammlung ist kein Museum. Sie ist ein Sammelsurium aus unterscheidlichen technischen Exponaten, die mit dem Flugplatz Lärz in Zusammenhang stehen. Alle Epochen sind vertreten, von Mitte der 30iger Jahre bis Anfang der 1990iger.
Leider ist die Sammlung mehrfach bestohlen worden, denn Junkers und Focke-Wolf Teile scheinen auf dem Schwarzmarkt Geld zu bringen....
Daher kann ich es verstehen, dass der Inhaber jeden meiner Schritte argwöhnisch betrachtete. Trotzdem sei bemerkt, dass ohne Besucher gar kein Geld zu verdienen ist. Nicht jeder Interessierte wird die Location finden, die Eingangshürden meistern, die unfreundlichen Räume durchstöbern und das nicht vorhandene Konzept verstehen wollen. Ich verzichte hier daher weitestgehend auf das Zeigen von Exponaten aus der Zeit bis 1945.
Vorn angefangen, die Breguet Atlantic 61+05, ziemlich genau 10 nach Ihrem letzten Flug. Da ist noch alles "dran und drin", aber der Innenbereich kann leider nicht besichtigt werden. Es sind keinerlei Schilder oder Hinweise angebracht. Ich kann auch nicht genau sagen, ob die Atlantic zum Flugplatz oder zum Museum gehört....
Etwas länger im Museum ist diese MiG-21U-600, ex. 292 der NVA.
Eine zweite MiG. Auch eine eigentlich erhaltenswerte Maschine, da selten und schon über 60 Jahre alt.
MiG-17 (glatt), eine der ersten MiG-17 ohne Nachbrennertriebwerk. Einige wenige Maschinen kamen Mitte der 1950iger Jahre gebraucht aus der Sowjetischen Armee zur NVA.
Letztes ehemaliges NVA Exemplar, Mil Mi-8TB, ex. 827 im Marineanstrich.
PZL-104 Wilga, D-EOXS, ex. DM-WRG / DDR-WRG aus 1977. Die Wilga flog bei der GST, ab 1988Interflug, ab 1990 Berliner Spezialflug.
Als D-EOXS landete sie 1991 als erstes Flugzeug auf dem wiedereröffneten Flugplatz Ballenstedt/Harz. 1997 an Fliegerclub Rostock, seit 2006 in Lärz abgestellt (Zelle abgelaufen). Ob der Lack noch Original ist?
Beech King Air C90, D-ILHA,
Auch seit mehreren Jahren in diesem Zustand: Fiat G-91-R3, 35+99, ex. 32+99 Luftwaffe.
Ein Blick in den Innenraum, alles durcheinander und wenig einladend. Kein Konzept, keine Ordnung, kein Plan.
Die Räume selbst: kalt, feucht, unangenehm riechend, aber schwer vergittert!
Am Standort Lärz waren zuletzt sowjetische MiG-27 stationiert, hier gibt es Bilder dazu.
Ein Blick zurück zur Atlantic. Noch steht Sie gut da. Anders als das Museum.
Wie kann dessen Zukunft aussehen? Schwer zu sagen, aber optimistisch kann man bei den Bildern nicht sein.
Zum Schluss noch ein Stück Vergangenheit. Über diese Betonflächen mit den Entwässenrungsrinnen (graue Steine original) rollten viele Jahre Su und MiG´s. Seit fast 25 Jahren wächst Gras drüber und wird abgerissen. Wie lange wird es diese geschichtsträchtigen Stücke noch geben?
Text und Fotos: (C) Jan Könnig - Uelzen 2016/2017